Warum jetzt Zeit für einen Wandel ist
Stimmen aus dem Klimabündnis Salzburg Netzwerk für Klimaschutz nach Corona

Von politischer Seite werden die Corona-Beschränkungen vorsichtig heruntergefahren. Das Ziel: Alles soll wieder so werden wie vor der Krise, zurück zu unserem gewohnten Leben. Aber war vor der Krise tatsächlich alles besser? Und welche Hebel können wir jetzt in Bewegung setzen, um einer noch größeren Krise entgegenzusteuern – der Klimakrise? Das Klimabündnis-Netzwerk sieht jetzt die Chance für einen politischen und gesellschaftlichen Wandel und fordert, dass finanzielle Unterstützungen an Klimakriterien gebunden werden.
Umweltministerin Leonore Gewessler denkt laut darüber nach, finanzielle Mittel an Unternehmen, die von der Corona-Krise betroffen sind, an Klimabedingungen zu knüpfen. Nicht zuletzt um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, nachdem Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein soll. Gelder will die Bundesministerin beispielsweise dazu verwenden, verstärkt in den Ausbau der Bahn zu investieren und an Fluggesellschaften nur unter der Bedingung der Mitsprache vergeben, etwa um Kurzstreckenflügen zu reduzieren. Wer öffentliche Zuwendungen bekommt, müsse auch verantwortungsvoll und klimafreundlich für unsere gesellschaftliche Zukunft wirtschaften.
„Dieses Credo tragen auch in Salzburg Gemeinden und Wirtschaftstreibende mit. Sie rufen gemeinsam als Klimabündnis-Netzwerk dazu auf, jetzt richtungsweisende Entscheidungen zu treffen, um die Klimaziele auf Landes- und Bundesebene zu erreichen: Von der sanften Mobilität, über die Förderung einer Kreislaufwirtschaft, bis hin zu Bodenschutz und einer nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln,“ sagt Peter Brandauer, Vorstandsmitglied des Klimabündnis Österreich und Bürgermeister in Werfenweng, und führt weiter aus: „Der Tourismus wurde besonders hart von der Corona-Krise getroffen und das künftige Verhalten der Urlaubsgäste ist noch schwer vorauszusehen. Fest steht allerdings schon jetzt, dass vor allem im Tourismus „enkeltaugliche“ Konzepte mehr denn je notwendig sind und unterstützt werden müssen. Es gilt, umweltverträgliche und überschaubare Angebote zu entwickeln.“
Stimmen aus dem Klimabündnis-Netzwerk:
„In der Gesundheitskrise hat der Staat faktenbasierte Politik betrieben. Diese umsichtige Entscheidungsfreude wünsche ich mir auch bei Themen wie Klima- und Umweltschutz. In der aktuellen Krise wurde klar, dass regionales Wirtschaften wichtig ist. Daher würde ich mir in allen Bereichen eine genaue Herkunftsdeklaration wünschen. Wir haben nun die Chance, die unbestrittene notwendige Richtungsänderung einmalig zu beschleunigen und Österreichs Wirtschaft auf den Weg zu einer klimagerechten Zukunft zu bringen. Die Gemeinden sind dabei Vorreiter, benötigen aber vor allem finanzielle Unterstützung von Seiten des Bundes. Nutzen wir diese Gelegenheit, die uns gemeinsam aus der Krise in eine starke Zukunft führen kann,“ sagt Günther Mitterer, Bürgermeister der Stadt St. Johann im Pongau und Präsident des Salzburger Gemeindeverbandes.
„Fridays für Future hat uns vor der Corona-Krise alle sehr bewegt. Nun haben wir die Chance den Klimaschutz nicht nur in unserem Bewusstsein zu stärken, sondern auch mit konkreten Maßnahmen zu verbessern. Die Wirtschaft braucht dringend Unterstützung, damit sie wieder in Schwung kommt und wir wieder eine solide Basis für unser Leben haben. Verbinden wir diese Unterstützung ganz einfach mit ökologisch sinnvollen Projekten. Wir wissen alle, dass oft schon kleine Änderungen große Auswirkungen haben. Jetzt haben wir auch die Möglichkeit für größere Änderungen. Lassen Sie uns ökologischer werden!“ ruft Robert Bukovc, Bürgermeister aus Bergheim, auf.
Vor einigen Wochen wussten wir auch schon, dass „schneller, höher, weiter“ nicht unbedingt „besser“ bedeutet. Trotzdem schien es, als wäre es unmöglich, das Hamsterrad aus High-Performance und Gewinnmaximierung zu verlassen. In Zell am See betrifft das stark die Tourismusbranche. Ganz plötzlich wurden wir ein(aus)gebremst. Die geglaubte Stabilität zerbröckelte. Wir mussten erkennen, dass Globalisierung und Abhängigkeit von fernen Ländern enorme Nachteile mit sich bringen. Wir durften erkennen, dass Solidarität, Natur sowie Rückzug und Besinnung auf das Wesentliche unser Leben lebenswerter machen. Neue Konzepte sind nötig - diese sollten unbedingt ressourcenschonende Maßnahmen und Kriterien enthalten, damit es nicht bei Vorsätzen bleibt, sondern Taten folgen. Finanzielle Anreize sind eine Möglichkeit, den positiven Veränderungsprozess zu beschleunigen, kommentiert Salome Rattensberger 1. Vizebürgermeisterin aus Zell am See
„Seit Jahren verfolgen wir mit großem Engagement und Erfolg die Strategie der Ortskernbelebung in Bischofshofen. Mit einem bestens funktionierenden Verkehrskonzept sowie einer Vielzahl an Wohnraum-Generalsanierungen und Ersatzbauten, ist es uns gelungen sowohl Betriebe vor allem aber auch Wohnungen wieder direkt ins Ortszentrum zu bringen. Damit wird eine uneingeschränkte Mobilität ohne Auto ermöglicht und macht gerade deswegen das Stadtzentrum wieder mehr als attraktiv“, unterstreichen Bürgermeister Hansjörg Obinger und Stadträtin Uschi Pfisterer aus Bischofshofen ihre Aktivitäten für zukunftsweisende und klimaverträgliche Raumstrukturen.
„Jetzt steht fest: Jeder und Jede einzelne beeinflusst mit den individuellen Entscheidungen und Tun dauerhaft unsere Natur und unsere Lebensgrundlage. Finanzielle Unterstützung zur Stärkung der Wirtschaft ist wichtig. Nutzen wir die Chance jetzt zur langfristigen Sicherung unserer aller Lebensgrundlage, der Erde! Verdreifachen wir die finanzielle Covid19-Unterstützung, wenn gleichzeitig in Umweltschutzmaßnehmen investiert wird. Geben wir für jeden 1 Covid19€ + 2 zusätzliche Natur€!“ sagt Franz Rieder vom Klimabündnis Betrieb Sport- und Freizeitrasen in Piesendorf.
„Der Fokus lag auf Wachstum, Exporte und Maximierung der Rendite der Investoren. Corona deckt die Kehrseite auf: moderne Sklaverei, Umweltverschmutzung und Abhängigkeit. Gleichzeitig wird sichtbar, wie essentiell kleine Betriebe vor Ort für unser aller Überleben sind. Schnelle Unterstützungen für viele kleine Betriebe zeigen eine große Wirtschafts-Wirkung und Stärkung der Gesellschaft. Verbinden wir Corona- und Umweltförderungen mit Blick auf die Anforderungen von Kleinstbetrieben – für unsere regionale, starke, wirtschaftliche und umweltfreundliche Zukunft!“ ruft Ursula Rieder auf, die 2016 mit ihrer Steuerberatung den Fair Trade@work award gewann.
„Bei Gebäuden wird sehr viel Augenmerk auf den Energieverbrauch der Objekte während der Nutzungsphase gelegt. Der ökologische Rucksack, den das Gebäude im Zuge der Herstellung generiert, wird bislang kaum berücksichtigt. Die Basis für eine Bewertung und einen fairen Vergleich verschiedener Baustoffe / Bauobjekte ist auf internationaler Ebene in Form der ISO 14040 bereits festgelegt. Wenn man den Bausektor in Österreich Umwelt- und Klima-freundlicher gestalten will, müssen Bauarten und Baustoffe mit leichtem ökologischem Rucksack und aus nachwachsenden Rohstoffen gefördert werden,“ sagt Gabriele Leibetseder, Leiterin Vertreib und Technik des Klimabündnis Betriebs Isocell.
„Es ist aus meiner Perspektive unerlässlich, die Impulse in die Wirtschaft jetzt in die richtige Richtung zu setzen - die sozial-ökologische Transformation der Marktwirtschaft ist unbedingt notwendig und darf nicht aufgrund der Coronakrise vernachlässigt werden. Intelligentere Mobilität, eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft und eine neue Wertschätzung für ein starkes Miteinander sind jetzt mehr denn je notwendig. Ich freue mich, dass hier von Seiten der Bundes- und Landesregierung positive Signale gesendet werden“ meint Josef C. Sigl, Geschäftsführer der Trumer Privatbrauerei und SALZBURG 2050 Partner für die Erreichung der Energie- und Klimaziele des Landes.
„Als Integrativer Betrieb erlebt die GWS seit über vier Jahrzehnten, dass es nicht notwendig ist, sich zwischen der Verantwortung für Menschen, Umwelt oder Wirtschaftlichkeit zu entscheiden. Der Widerspruch ist ein vermeintlicher. Vielleicht ist genau jetzt der Zeitpunkt für die passende Mischung aus Kreativität und Hausverstand, um uns um die große und lebensbedrohende Krise unserer Generation zu kümmern: die Klimakrise“ kommentiert Astrid Lamprechter Geschäftsführerin der GWS – Integrative Betriebe Salzburg GmbH, die ebenfalls als SALZBURG 2050 Partner des Landes umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen setzen.
Weitere Unterstützer:
Peter Altendorfer, Bürgermeister der Gemeinde Seeham