Früchte der Klimabündnis-Partnerschaft 2017

Ökotourismusprojekte erfolgreich gestartet, weitere Siedlungsgebiete anerkannt. Gleichzeitig wächst der Druck.

Mauro Pedrosa mit Almerinda Ramos de Lima und Johann Kandler. Foto: Klimabündnis

Freude und Zuversicht erfüllten vergangenes Jahr die Dorfgemeinschaften am Fluss Marié, am mittleren Rio Negro. Das 2016 gestartete Ökotourismusprojekt wurde erfolgreich fortgesetzt. Zielgruppe sind SportanglerInnen, für die es bisher kein nachhaltiges Angebot gab. Der Eingriff durch die konventionelle Sportfischerei ist besonders gravierend - weitere Infos siehe "Fisch als Lebensgrundlage am Rio Negro". Die Fische werden mit den Verletzungen durch den Angelhaken zurück ins Wasser geworfen und gehen anschließend daran zugrunde. Die Folge war ein deutlicher Artenrückgang. Jetzt gibt es erstmals eine Alternative. 2017 nutzten 107 SportanglerInnen das Ökotourismusprojekt und waren verteilt auf 16 Wochen in der Region unterwegs. Geführt und begleitet wurden sie von extra ausgebildeten Einheimischen, die auch dafür sorgen, dass die Regeln zum Erhalt der Fischbestände eingehalten werden.

Nachhaltiger Tourismus macht Schule

"Inzwischen macht das Beispiel Schule. Auch andere Dorfgemeinschaften am Rio Negro sehen im nachhaltigen Tourismus eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit zu den bisherigen Bereichen Wald-Landwirtschaft und dem Kunsthandwerk. Im Oktober und November kamen vier brasilianische Touristengruppen in fünf Dörfer, um Natur und Kultur kennenzulernen, so der Koordinator der Klimabündnis-Partnerschaft am Rio Negro, Johann Kandler. 40 % der Dienstleistungen werden von Frauen erbracht. 37.800 Reais (10.500 €) kamen in die Gemeinschaftskasse, zum Nutzen von 495 Personen. Weitere 12.000 Reais (3.300 €) blieben durch den Verkauf von Kunsthandwerk in der Region.

Da der ökonomische und politische Druck der Interessensgruppen aus Bergbau und Agrobusiness immer weiter steigt, ist der Ökotourismus auch in der Bewusstseinsbildung ein wichtiger Faktor. TouristInnen werden von der Bedeutung der indigenen Schutzgebiete zum Erhalt des Regenwaldes überzeugt und sind wichtige MultiplikatorInnen. So steigt die gesellschaftliche Akzeptanz indigener Anliegen und Rechte.

Weiteres indigenes Siedlungsgebiet anerkannt

Ein wichtiger Erfolg war auch die Anerkennung von Jurubaxi-Téa am mittleren Rio Negro als indigenes Siedlungsgebiet durch eine Erklärung des Justizministeriums. Das Gebiet ist mit rund 12.000 km2 mehr als halb so groß wie Niederösterreich. Der Prozess geht somit in die nächste Runde. Die Ausweisung umfasst mehrere Schritte und dauert insgesamt einige Jahre. Am Ende des Prozesses unterliegen solche Gebiete Beschränkungen hinsichtlich der Nutzung und des Betretens durch Dritte. Das Ziel ist der Schutz indigener Völker und damit auch der Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

Ermöglicht haben diese und andere Erfolge die österreichischen Klimabündnis-Mitglieder durch ihre Beiträge, mit denen ein mehrjähriges Programm der Klimabündnis-Partnerorganisation FOIRN, dem Dachverband der indigenen Organisationen am Rio Negro, in Zusammenarbeit mit ISA (Sozio-ökologisches Institut), finanziert wird.

Foto: Marcelo Monzillo/ISA

Nachhaltiges Entwicklungskonzept

Diese Projekte sind Teil eines länger dauernden Prozesses zur Erstellung eines nachhaltigen Entwicklungskonzeptes der indigenen Gebiete in der Region. Dafür wurden 2017 fast 4.000 Interviews mit Gruppen und Familien, insgesamt an die 30.000 Personen, durchgeführt, um Daten über die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Realität zu sammeln. Die Zahlen geben Hinweise über den Bedarf an Schulen, gesundheitlicher Versorgung, Migration, ökonomisches Potential usw.. Auf dieser Grundlage kann die FOIRN ihre wichtige Rolle als Interessensvertretung ausüben und Verbesserungen erreichen, die der gesamten Bevölkerung nutzen.

Druck auf indigene Völker steigt

Die Klimabündnis-Partnerschaft hat in letzter Zeit weiter an Bedeutung gewonnen. Infolge der zunehmenden indigenenfeindlichen Politik der brasilianischen Regierung sowie wirtschaftlicher Interessen haben Ermordungen von Indigenen und UmweltschützerInnen, sowie die Regenwaldrodungen in Brasilien zugenommen. Johann Kandler: „Am Rio Negro konnte das bisher verhindert werden. Es gab und gibt aber weiterhin Probleme mit Goldgräbern, Tourismus- und Fischereiunternehmen, und mit Händlern, die Familien unter sklavenähnlichen Bedingungen ausbeuten.“

Die Projekte werden in Kooperation mit HORIZONT3000 durchgeführt.

Weitere Infos

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